Reto Hänny

(Geb. 1947 in Tschappina)

In einem unscheinbaren blaugrünen schmalen Bändchen bezeichnet der Erzähler eines heutigen Schriftstellers die Stadt als eine der kältesten die es gibt die Finsterste die er kenne, deren Bewohner tief sind oder schwach oder widersinnig von Finsternis und vor Kälte. In den meisten Gesichtern ist nichts als Dummheit, heißt es da wenig rühmlich, und Dummheit ist in allen diesen Gesichtern etwas anderes zu vermuten oder zu suchen oder begreifen zu wollen als Dummheit; mag der Erzähler sich dabei nun ebensogut auf die Darstellung aus der Sicht jenes Diplomaten aus der Zeit der Postkutschenromantik kurz vor Beginn der Neuzeit berufen und nicht unbedingt ausschließlich auf Zustände in der heutigen Zeit des Massentourismus, aus dem Gedanken, heißt es im gleichen Text, machen wir eine Wirklichkeit die die tatsächliche Wirklichkeit ist.

Reto Hänny: Ruch, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984, S. 83.