Maik Brüggemeyer

(Geb. 1976 in Riesenbeck)

Er ist in den vergangenen Jahrzehnten zum wohl bedeutendsten deutschsprachigen Autor geworden – kaum eine Bühne, die hierzulande nicht eines seiner Stücke im Repertoire hat, kaum ein junger Schriftsteller von Andreas Maier bis Antonia Baum, der sich nicht auf ihn beruft.

Sein Einfluss zeigt sich aber auch in den Werken so unterschiedlicher Autoren wie W. G. Sebald, William Gaddis oder Tim Parks, und man kann ihn mit einigem Recht als den Godfather der deutschen Popliteratur bezeichnen: Rainald Goetz erwähnt ihn allein in seinem Tagebuch »Abfall für alle« 30 Mal, Christian Krachts »Faserland« liest sich wie das Werk eines Bernhard-Enthusiasten, Benjamin von Stuckrad-Barre schrieb in Anlehnung an ein Bernhard-Dramolett sein »Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit essen«, Eckhart Nickel promovierte über ihn und Thomas Meinecke fand überhaupt erst durch ihn zum Schreiben.

Die Musikalität seiner Texte, der rhythmisch-repetitive Bernhard-Groove, wirkte ebenso stilprägend auf die Popautoren wie Bernhards leichte Ironie, sein Bekenntnis zu Ästhetik und Dandytum und seine Ablehnung des Authentischen und scheinbar Wahrhaftigen.

 

Maik Brüggemeyer, »Die 10 letzten Geheimnisse des Thomas Bernhard«, in: Rolling Stone, 12. Februar 2024.