Denke sie nun an die Fahrt zurück, sagt sie, dann erinnere sie sich an Sumpfwälder, Mangroven, die den grauen, schlammigen Fluss gesäumt hätten. Belaubte Äste, ja ganze Bäume seien auf dem Wasser getrieben, und vom offenen Meer her seien ihnen schwarze, großgeflügelte Vögel entgegengekommen. Unterwegs sei ihr, sagt sie, ganz aus dem Nichts ein Satz aus Bernhards Zimmerer zugefallen, ein Satz den der eben aus der Strafanstalt entlassene Zimmerer Winkler, der ohne Obdach sei und deshalb nächtelang durch die Wälder gehe, zu seinem Anwalt sage: In manchen Wäldern sei Wärme, in anderen nicht. Und später, Tage später, sei ein zweiter Satz dazugekommen, angestoßen vielleicht von diesem ersten, ein Satz, der den Zimmerer aus der Sicht seiner Schwester beschreibe, die von ihm, Winkler, ihr Leben lang bedroht und misshandelt worden sei: »Oft wäre er tagelang zu Hause in der gutmütigsten Stimmung gewesen, dann aber blitzartig zu dem Tier geworden, als das er ihr oft in der Nacht erscheine.« Seit dem Beginn ihrer Reise, sagt sie, habe sie damals eine Art Gefahr wahrzunehmen gemeint, ein Unbehagen, das sie in Wogen überspült habe, aber es sei ihr zu jener Zeit nicht möglich gewesen zu sagen, ob dieses Gefühl von der sie umgebenden Landschaft und ihrem Klima ausgegangen sei, eine Art meteorologische Störung oder Spannung, ob es die bevorstehende Arbeit, das Vorhaben des Theatermachers gewesen sei, das sie beunruhigt habe, oder ob ihre Unruhe die der Dislozierten, der irgendwie Desorientierten gewesen sei, die sich plötzlich in veränderter Umgebung wiedergefunden habe.
Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen, München: Hanser 2025.


