Gemma Salem

(Geb. 1943 in Antakya, gest. 2020 in Wien)

Natürlich gibt es Gründe, die auf der Hand liegen. Sie kommt her, da Er an erster Stelle bleibt von all dem, was ihr wichtig ist. Weil er nicht aufgegeben hatte, weder sich gehen ließ, noch etwas Ähnliches, und sie selbst sich zusammenreißen sollte. Weil leben, so wie sie lebt, eine Beleidigung für jeden lebenden Organismus ist.

Und weil sie ihn schließlich liebt. Nun ja, aber wer von seinen Lesern liebt ihn nicht? Weil sie Paris und alles, was sie besaß, verlassen hat, ihr ganzes Leben, um sich in Wien zu isolieren, wo der Friedhof in Reichweite ist? Man müsste dieses Wirrwarr genau analysieren, aber sie sieht darin keinen Nutzen.

Gemma Salem: Wo sind sie, die Deine Seele liebt. Am Grab von Thomas Bernhard, übers. von Annemarie Emeder, Weitra: Bibliothek der Provinz 2022, S. 8.

Zitat im Original

»Il y a bien sûr les raisons évidentes. Elle vient parce qu’Il reste au premier rang de ce qui lui importe. Parce qu’il n’avait pas renoncé ni laissé aller ni rien de tel, et qu’elle-même devrait se secouer. Parce que vivre comme elle vit est une insulte à tout organisme vivant.

Parce qu’elle l’aime, enfin. Ben oui, mais qui de ses lecteurs ne l’aime pas? Parce qu’elle a quitté Paris et tout ce qu’elle possédait et toute sa vie pour s’isoler à Vienne, à portée de ce cimetière? Encore faut-il analyser en détail ce méli-mélo mais elle n’en voit pas l’utilité.« (Gemma Salem: Où sont ceux que ton cœur aime. Sur la tombe de Thomas Bernhard, Paris: arléa 2019, S. 12)