Louis Begley

(Geb. 1933 in Stryj)

Ich erwähnte bereits, dass Bernhards intellektuelle Brillanz den Leser sofort in ihren Bann zieht… Am Ende aber machen weder Intellekt, noch Humor, noch ein scharfes Auge allein den großen Romancier aus. Noch etwas muss dazu kommen: die Fähigkeit, eine Geschichte so zu erzählen, dass sie den Leser packt und nicht mehr loslässt, und diese Eigenschaft ist unlöslich mit der Sprache des Erzählers verbunden. Thomas Bernhard hat eine blendende erzählerische Erfindungsgabe; sie erlahmt nie, obgleich der Gesamtumfang seiner Romane und Erzählungen so beträchtlich ist. Und doch könnte man diese Geschichten – unglaublich, zwanghaft, verwickelt, durchsetzt mit abstrusen Theorien, wie sie sind – nicht aushalten, die Monologe nicht ertragen, wäre da nicht Bernhards Stimme mit ihrer grandiosen Verve!

Louis Begley: »Zu meinem Glück«, in: Süddeutsche Zeitung, 7./8. Februar 2004.