Friedrich Ani

(Geb. 1959 in Kochel am See)

Seit Monaten keine Zeile zu Papier gebracht.

Schmerzen im Rücken, am Rückgrat, in der Brust, am Hals, im Hals, in der Nase, ein lebenslanger Katarrh, kein Ausweg.

Das ist hier kein Klima, in dem die Wörter gedeihen.

Erst muss ich seine Bücher lesen, ich muss wissen, was er zustande gebracht hat in den letzten Monaten, ich muss es wissen, ich muss die Zeitungen studieren, um herauszufinden, ob er etwas Neues publiziert hat. Das ist lebenswichtig für mich. Wenn ich es nicht weiß, kann ich mich nicht an den Schreibtisch setzen.

Ich lese hintereinander Roman, Theaterstück, Roman, Theaterstück, Roman, Theaterstück. Erst einen Roman, dann ein Theaterstück, dann einen Roman und wieder ein Theaterstück. Nie umgekehrt. Roman erst, dann Theaterstück. Aus der Prosa entsteht die Dramatik, eine Prosa ohne Dramatik, eine Dramatik ohne Prosa, alles nichts ohne etwas, ohne nichts alles.

Er bringt nichts zustande.

Olsdorfer.

Sie jubeln ihn hoch.

Friedrich Ani: Olsdorfer: Ein Monolog, Mattighofen: Korrektur Verlag 2015, S. 12.