Jenny Erpenbeck

(Geb. 1967 in Ostberlin)

Mich hat es nicht erstaunt, als ich erfuhr, dass Thomas Bernhard eigentlich hatte Sänger werden wollen. Denn obgleich [Holzfällen] ein Prosatext ist, haben wir hier ganz offensichtlich einen Inhalt, der stark über die Musik der Sprache erzählt wird, über den Rhythmus, über die geradezu manische Verwendung der immer gleichen Klänge, über das sich jenseits vom Inhalt herstellende Insistieren, das sich gerade durch die maschinenartige Schilderung des Redens und Essens als Kehrstück zum Eigentlichen, dem schweigenden und zutiefst skeptischen Beobachten, erweist. 

Jenny Erpenbeck: Kein Roman. Texte und Reden 1992 bis 2018, München: Penguin 2018, S. 212.