Und natürlich ist da die Liste, das Auflisten, die Wiederholung, die rhetorische Figur der Wiederholung. Sie ist mir so vertraut und schon immer nahe gewesen. Und sie ist natürlich noch älter als die Bibel. Aber sie findet sich dort, taugt gut einerseits zum Memorieren, andererseits taugt sie auch gut zum insistierenden Sagen. Ich würde sogar sagen und so weit gehen: Autoren wie Heidegger und Ge[r]trude Stein mit ihrer ununterbrochenen Wiederholung – das ist eminent alttestamentlich! (lacht) Und Thomas Bernhard ist auch einer, der sich dieser Methode befleißigt. Und was ist das Verrückte? Sie wird sinnlich, es wird sinnlich. Und so ist es natürlich auch in den Psalmen und im Alten Testament sowieso: In all diesen endlosen Wiederholungen und immer leicht variierten Wiederholungen – also ich sage immer ganz schlicht, ganz mechanisch: Das dreht ein Rädchen bei mir, da passiert bei mir etwas im Kopf!
»Fromme Lieder eines Atheisten. Begegnung mit Uwe Kolbes ›Psalmen‹«. In: Deutschlandfunk, 10. Februar 2019.