Birgit Birnbacher

(Geb. 1985 in Schwarzach im Pongau)

Als ich eingeladen wurde, etwas über Thomas Bernhard zu schreiben, überlegte ich zuerst länger und sagte dann ab. Auf Nachfrage erklärte ich meine Gründe: Ich wisse zu wenig über Bernhard, nicht mehr, als alle wissen, und für meine späten Leseerlebnisse schämte ich mich eher, als dass ich davon erzählen wollte. Zudem hätte ich ein kompliziertes Verhältnis zu meiner Herkunft, die vermutlich ein Grund dafür ist, warum man mich gebeten hat, etwas zu schreiben. Diese Herkunft steht immerhin unter demselben Titel wie ein bislang unveröffentlichtes Manuskript von Thomas Bernhard: Schwarzach-St. Veit. Aber während ich an dieser schriftlichen Absage schreibe, geschieht etwas, was mir in meinem Alltag als Schriftstellerin nicht gerade häufig passiert: Der Text geht los, bevor ich überhaupt sitze, und die Absage schreibt sich einfach über den Rand hinaus und wird zu mehr, schreibt sich wie von selbst.

 

Birgit Birnbacher: »Schwarzach-St. Veit«, in: Salz. Zeitschrift für Literatur 44 (2019), H. 176, S. 32-39, hier S. 32.