Tonio Schachinger

(Geb. 1992 in Neu-Delhi)

Als Kind eines Diplomaten und einer Künstlerin wurde Antonio ›Tonio‹ Schachinger 1992 in Neu-Delhi geboren. Er wuchs in Nicaragua und Wien auf, wo er Germanistik an der Universität Wien und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst studierte und wo er auch weiterhin lebt. Sein Debüt Nicht wie ihr (2019) wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert und brachte ihm breite Aufmerksamkeit, mit seinem zweiten Roman Echtzeitalter (2023) gewann er dann den Deutschen Buchpreis. In Echtzeitalter porträtiert Schachinger das Aufwachsen eines Jugendlichen in einem österreichischen Eliteinternat zwischen Computerspielen und Bildungsdruck, Gaming- und Schulerfolg. Thomas Bernhards Heldenplatz steht auf dem Lehrplan.

[Till] liest Heldenplatz von Thomas Bernhard, und er schreibt einen Einser auf die dazugehörige Schularbeit, weil er über Bernhard genau das schreibt, was er sich nach Mauthausen über den Dolinar denkt: dass Bernhard die Nazis gehasst hat, aber auch diejenigen, die glauben, dass sie keine Nazis gewesen wären, die Angepassten, die Opportunisten, die Städter und die Menschen vom Land, die Sozialisten und die Journalisten, die abgeschmackten deutschen Feuilletons und den totalen Stumpfsinn der österreichischen Drecksblätter. Dass Bernhard durchschaut hat, wie Reichtum und Bildung und Tradition dazu dienen, Menschen seiner Herkunft auszuschließen, und trotzdem an nichts anderem interessiert ist als an teurer Herrenmodegeschäften im 1. Bezirk, alten Meistern und der Vergangenheit.

Eine inhaltlich u. stilistisch erstklassige Arbeit, schreibt der Dolinar.

Tonio Schachinger: Echtzeitalter, Hamburg: Rowohlt 2023, S. 316.