Thomas wäre naturgemäß entsetzt gewesen, dachte ich, und hätte sich geweigert, in solch einem verschmutzten Wagen auch nur von einem Bezirk in den anderen, geschweige denn von der Josefstadt bis ins Traunviertel zu fahren. Ich trat nämlich die lange beabsichtigte Reise nach Westen in dem alten VW an, der, wie mir jetzt wieder einmal besonders auffiel, schon seit Jahren nur noch behelfsmäßig gewartet und nicht ein einziges Mal gesäubert worden ist. Um sieben Uhr dreizehn hat mich die Wirtin des Traunkirchner Gasthauses geweckt, da ich vor dem Einschlafen versäumt hatte, das Telephon abzustellen – was aber nicht weiter schlimm war. Es war Ende Mai, und ich merkte mit der nicht geringen Überraschung eines notorischen Spätaufstehers, wie unverhofft beglückend die Sonne um diese Tageszeit die Landschaft beleben kann, während sie gleichzeitig geradezu behutsam die Farben allmählich und im Einklang mit der gesamten physischen Erscheinung zu ihrem Recht kommen läßt. Nur nicht die Natur beschreiben, hätte Thomas gesagt, die kennen wir ja alle eh.

 

Ilja Dürhammer: Thomas Bernhard. Holz·Ein·Fall. Eine reale Fiktion, Wien: Kremayr&Scheriau/Orac 2004, S. 7.