Nicht vierundzwanzig Minuten Applaus, nicht achtundzwanzig Minuten und auch nicht jener fünfundvierzig Minuten anhaltende Applaus, der in Ihrem Haus, Ihrer Burg, nach den Uraufführungen von Dramen gemessen wurde, die Tod und Teufel hießen, Sportstück und Heldenplatz, nicht minutenlanger, sondern stundenlanger Applaus, Herr Direktor, Herr Theaterdirektor, Herr Burgtheaterdirektor, Herr Wiener Burgtheaterdirektor!, stundenlanger, nicht endenwollender Applaus… Erinnern Sie sich?

Und Verbeugungen! Und Vorhänge! Immer noch eine Verbeugung und noch ein Vorhang und noch einer, eine unausgesetzte, triumphale Verhüllung und Enthüllung von allem, was diesseits und jenseits des Orchestergrabens zu sehen war, ein unablässiges Sichtbar- und Unsichtbarwerden, Erscheinen und Verschwinden. Und über allem dieses überwältigende Rauschen, dieses Brausen! Ein Triumph, Herr Direktor, was für ein Triumph.

Christoph Ransmayr: »Luftburgtheater. Einem wandernden Direktor auf den Weg«, in: Die Verbeugung des Riesen. Vom Erzählen, Frankfurt am Main: Fischer 2003, S. 39-47, hier S. 39f.