Thomas Bernhard hat sich ja später immer öfter selbst kopiert – aber okay, der konnte das. Viele Autoren, die dann anfingen so zu schreiben wie Thomas Bernhard, konnten das nicht ganz so gut und selbst wenn sie es sehr gut konnten, wirkten ihre Texte eben wie Kopien. Doch so viel ist wahr. Wenn man Bernhard liest, ist es sehr schwer, diesen Tonfall nicht zu übernehmen. Es geht einem dann ein bisschen so, wie wenn man eine Zeit lang in einem anderen Land ist und die dort gesprochene Sprache noch nicht perfekt beherrscht. Man assimiliert sich, man übernimmt den Akzent, den Rhythmus und den Tonfall der Region, in der man sich aufhält. Naturgemäß, hätte Thomas Bernhard gesagt.
Peter Henisch: »Ja, sicher, Weltliteratur!«, in: Immer noch Frost: 26 Betrachtungen zu Thomas Bernhards erstem Roman, hg. von Sepp Dreissinger, Wien: Album Verlag 2019, S. 126-133, hier S. 127f.