Ulrike Haidacher

(Geb. 1985 in Graz)

Und während ich so sitze, im Sesselkreis mit mir (…), erkenne ich im Augenwinkel schon wieder die aus dem Mund des Regisseurs abgesonderte Petersilie, die nicht aufhört, neben dem Schwungradschneider und den Rohschinkenresten zu existieren. (…) Eine Putzfrau, kann ich nicht aufhören zu denken, während ich den Schwungradschneider und die Petersilie nicht aufhöre zu sehen und an der Zirbenschnapsflasche nippe, ist dafür da, dass der Schwungradschneider wieder in seiner unauffälligen Selbstverständlichkeit glänzen kann, wodurch andere Menschen, die nicht der Regisseur sind, kein Würgegefühl bekommen, weil sie sein aus dem Mund gefallenes Petersilienstück nicht sehen müssen. Eine Putzfrau muss dabei entscheiden, welches Reinigungsmittel sie verwendet, damit der Schwungradschneider, der, wie wir wissen, nicht billig war, nicht kaputt wird, eine Putzfrau muss gut auf sich achten, damit sie sich beim Schwungradschneiderputzen nicht ihre Hände abschneidet, so was kann eine diffizile Angelegenheit sein, eine Putzfrau muss außerdem darauf achten, dass der Schwungradschneider so sauber wird, dass er nicht in seinen Ecken und zwischen seinen Rädchen unauffällig vor sich hin zu faulen beginnt, was zur Folge haben könnte, dass sich im Partykeller unappetitliche Krankheiten ausbreiten würden, was wiederum zur Folge hätte, dass alle Partygäste krank werden würden oder es gar keine Party im Partykeller mehr geben können würde, das wiederum heißt, dass eine Putzfrau, die übrigens nicht zwingend eine Frau sein muss, sondern auch ein Putzmann sein oder ein ganz anderes Geschlecht besitzen könnte, den wichtigsten Beruf überhaupt hat, durch ihr Putzen macht sie Partys möglich, was dem Regisseur doch sehr wichtig ist, das heißt, dass es keinen Grund dafür gibt, dass der Regisseur eine Putzfrau als etwas Unteres bezeichnet, oder meint, eine Putzfrau müsse sich für mehr entschuldigen als er, der Regisseur. 

Ulrike Haidacher: Die Party. Eine Einkreisung, Graz und Wien: Leykam 2021, S. 120-122.